Jubiläums-Grußwort des Brudermeisters
Jubiläums-Grußwort des Schirmherrn
Jubiläums-Grußwort des Bürgermeisters
Jubiläums-Grußwort des Bzirksbundesmeisters
Jubiläums-Grußwort des Oberst
Jubiläums-Grußwort des Schützenkönigspaares

Liebe Schützen, liebe Gäste und liebe Gemeinde,

als ich das Stichwort “Schützenfest” bei Google eingegeben habe, habe ich festgestellt, dass der Begriff “Schütze” nicht etwa von “schießen” kommt, sondern vielmehr etwas mit “Schutz” bzw. “beschützen” zu tun hat. Und ich habe erfahren, dass die Ursprünge der Schützenvereine in den mittelalterlichen Städten liegen. Als eine Art Bürgerwehr hatten die Schützengilden die Aufgabe, die Stadtmauern vor feindlichen Angriffen zu schützen. Im Mittelalter taten sie das vor allem mit Bogen und Armbrust. Die Schützen waren keine bezahlten Soldaten, die gegen Sold ihren Dienst versahen. Es waren vielmehr Bürger, die sich aus Sorge um das Wohl ihrer Stadt für die Gemeinschaft einsetzten. Die Schützen, das waren die, die zum Wohle der Allgemeinheit die Stadtmauern und Tore bewachten und sich dabei manche Nacht um die Ohren schlugen (– das tun Schützen auch heute noch manchmal, aber aus anderen Gründen). Die Schützen, das waren auch diejenigen, die Hand anlegten, wenn es darum ging, eine fast abgebrannte oder zerstörte Stadt wieder aufzubauen.

Von diesen ursprünglichen Aufgaben der Schützen ist heutzutage nicht mehr viel geblieben. Stadtmauern, die vor feindlichen Angriffen geschützt werden müssten, gibt es nicht mehr. Umso reizvoller finde ich es, darüber nachzudenken, was die Schützen heute schützen.

Wovor muss ein Dorf, eine Gemeinschaft heute geschützt werden?
Welche Werte gilt es zu schützen und zu verteidigen?

Da fallen mir anlässlich des 150-jährigen Jubiläums zunächst einmal Tradition und Brauchtum ein. Die Uniform der Schützen, die Wappen und Fahnen, der genau festgelegte Ablauf des Schützenfestes – das alles ist über Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte – hier in unserer St.-Aloysius-Schützenbruderschaft im 150. Lebensjahr – festgelegt und bewahrt geblieben. Damit bilden die Schützenvereine- und Bruderschaften ein heilsames Gegengewicht gegen die Schnelllebigkeit unserer Zeit, die uns mit ihren raschen Veränderungen häufig so atemlos werden lässt.
Als nächstes fallen mir die Werte von Gemeinschaft und Zusammenhalt ein. Vereinsamung und Vereinzelung sind nicht nur ein Phänomen der Städte. Auch in unseren Dörfern leben immer mehr Menschen nebeneinander her. Viele fahren tagsüber zur Arbeit in die umliegenden Ort und kehren nur abends zurück in ihr Heim im Grünen. Die Nachbarn kennt man oft nur flüchtig, von Neuzugezogenen weiß man vielleicht gerade noch den Namen. Wenn es da gelingt, Menschen zusammenzubringen und Gemeinschaft zu stiften, ist das ein wichtiger Dienst für das Gemeinwohl. In vielen Dörfern ist das Schützenfest noch immer das gesellschaftliche Highlight des Jahres– hier begegnet man sich, hier trifft man sich, hier wird Gemeinschaft gelebt.
Für die einzelnen Schützen ist ihr Einsatz mit einen hohen zeitlichen und teilweise auch finanziellen Engagement verbunden. Wie die Schützen des Mittelalters tun sie ihren Dienst ehrenamtlich, ohne „Sold“. Auch dies ist ein Wert, den es zu schützen gilt: Freigiebigkeit und ehrenamtliches Engagement, das nicht nur danach fragt, was für mich dabei raus springt. Was aber schützen die Schützen heute? Als drittes fallen mir Werte ein, die mit dem Schießsport an sich und seinen Eigenarten zu tun haben (soweit ich das als Laie beurteilen kann).
Das erste, was beim Schießen wichtig ist, ist, dass man ein Ziel haben und dieses Ziel kennen muss. Es kommt darauf an, das Ziel im Auge zu haben und nicht einfach aufs Geratewohl drauf loszuschießen. Was für den Schießsport gilt, gilt auch für unser Leben. Nur wenn wir unser Ziel kennen und unseren Ursprung, wird unser Leben gelingen. Für uns Christen liegen Ursprung und Ziel unseres Lebens in Gott.
Ein zweites, was beim Schießen wichtig ist, ist Vorsicht. Ein Schütze muss mit der Waffe behutsam umgehen – leichtfertiges Handeln kann schnell zu Unfällen führen. Es braucht bestimmte Sicherheitsvorkehrungen und Regeln, bevor man den Abzug betätigt. Auch dies lässt sich in unserem alltäglichen Leben wieder finden. Vorsicht und Rücksichtnahme im Umgang mit sich selbst und anderen zeichnen einen verantwortungsvollen und reifen Menschen aus.
Die Bibel formuliert das in dem einen großartigen Satz: “Liebe deinen Nächsten wie dich selbst und fasst damit alle Regeln, die es im Leben braucht, zusammen. Wir sehen somit, dass die Schützen auch in unserer Zeit noch einiges schützen können. Keine Stadtmauern und Tore, aber manche Traditionen, Werte und Prinzipien.
Aber die Schützen selber brauchen – so wie wir alle – auch einen Schutz. Oder anders gesagt: die Fürsorge und Begleitung, kurz: den Segen Gottes. Damit Streit und Missverständnisse, Neid und Missgunst, die zu jeder menschlichen Gemeinschaft dazu gehören, sie nicht trennen. Und damit sie genügend Kraft, Freude und Energie für ihr Engagement behalten. Der Heilige Aloysius als Kirchen- und Schutzpatron möge für den Segen und den Schutz Gottes in unserer Schützenbruderschaft stehen, er ist der sprichwörtliche Schutzengel, den auch wir heute uns noch immer wünschen. Ich denke, dass auch die Schützen solch einen Schutzengel brauchen können. Er möge uns an den Segen Gottes erinnern, den diese Bruderschaft in den einhundertfünfzig Jahren seines Bestehens erfahren hat. Und er soll Sie auch weiterhin ermutigen, auch die Zukunft der St. Aloysius-Schützenbruderschaft seinem Segen zu überlassen.

Präses
Klaus Koltermann

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